40.
Chronik zum 40. Weinfest der Freundschaft
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Aus Anlass des 40. Weinfestes der Freundschaft im Jahr 1986 hat Robert Bossert eine Chronik verfasst, die nachstehend im Originalwortlaut wiedergegeben wird
Wenn man die Geschichte der Duttweiler Weinfeste schreiben soll, wird am Anfang immer der Name Jakob Müller stehen. Nach dem totalen Zusammenbruch 1945 hatte sich eine Gruppe junger Männer um den sporterfahrenen Neubürger geschart - er war kurz vor Kriegsende durch Heirat von Worms nach Duttweiler gekommen - um Fußball spielen zu können. Der VfL 1946 wurde geboren. Da andere als Sportvereine von der französischen Besatzungsmacht noch nicht zugelassen waren, sah man sich veranlaßt, auch auf kulturellem und gesellschaftlichen Gebiet tätig zu werden. So kam es zu ersten Weinfest, das in den Anfangsjahren als Herbstabschluß nach beendeter Lese gefeiert wurde. Höhepunkt war jeweils die von den Besuchern im Saale Seyband in streng demokratischer Manier per Stimmzettel durchgeführte Wahl der Duttweiler Weinkönigin. Dieser Titel mußte bald auf "Prinzessin" zurückgenommen werden, da inzwischen auf dem Deutschen Weinlesefest in Neustadt die Wahlen zur Pfälzischen und zur Deutschen Weinkönigin erfolgten.
Wohl kaum ein anderer Weinort hat im Laufe der Jahrzehnte so viele Kandidaten dorthin entsandt wie das kleine Duttweiler. Eine ganze Reihe von Duttweiler Mädchen haben auch als Pfälzische Weinprinzessinnen erfolgreich für den Pfalzwein wirken dürfen. Auf dem Pokal der Duttweiler Weinprinzessin, 1955 von der Gemeinde gestiftet, sind die Namen aller Trägerinnen eingraviert; stellvertretend für alle sei hier die erste, leider allzu früh verstorbene Liesel Hauck genannt.
Ein paar Jahre richtete die Jungbauernschaft das Weinfest aus, dann ging es wieder in die bewährten Hände von Jakob Müller über, der zu seiner Unterstützung einen Festausschuß und 1961 einen Verkehrsverein gründete. Seinem Organisationstalent war die Partnerschaft oder Patenschaft mit mehreren Städten zu verdanken. Verbindungen, die zum Teil im Laufe der Jahre an Bedeutung verloren haben, die teilweise aber auch die Jahre überdauert haben, wie besonders diejenigen zu Hockenheim, Dudweiler/Saar und Pfungstadt.
Persönlichkeiten wie Hermann Mühlenberg, Kurt Buchter, Heinrich Gunkel und Hermann Schon waren nicht nur die Schirmherren des Festes, sie waren auch stets um eine Aufrechterhaltung und Vertiefung der freundschaftlichen Bande bemüht. Denn inzwischen war das "Weinfest der Freundschaft" geworden.
Werbung für Duttweiler und seinen Wein hieß die Parole. Der Ordensmeister der Weinbruderschaft der Pfalz und zeitweilige Bürger von Duttweiler, Leopold Reitz, hatte ein Lied auf unseren Wein geschrieben - "bei Kalkberg, Kitt- und Mandelberg war's Leben gar nicht überzwerch", das von Ernst Kochan vertont und vom MGV Liederkranz uraufgeführt wurde.
Inzwischen war der Saal längst zu klein geworden und man hatte sich 1956 zu alljährlichen Aufbau eines Festzeltes entschlossen, was die Verlegung in die wärmere Jahreszeit zur Folge hatte.
Außerdem wurde das Fest auf den Montag ausgeweitet, mit einem Bunten Abend, an dem namhafte Künstler für immer größere Besucherzahlen sorgten. Die durch Zelt und Künstler entstehenden Unkosten vergrößerten natürlich das Risiko. beispielsweise schlechten Wetters, das zu decken die mäßigen Gewinne der Vorjahre nicht ausreichten. Dem Ansinnen des Festausschusses an die Gemeinde dieses Risiko auf sich zu nehmen, konnte der Rat angesichts des schmalen Geldsäckels nicht entsprechen, doch erklärten sich de Ratsmitglieder zur persönlichen Bürgschaft bereit.
Der Durchbruch war geschafft, jetzt war aus einem der ersten auch ein großes Weinfest geworden, nicht zuletzt auch dank der Unterstützung durch die Gemeinde unter Joh. Breitling bis 1952 und besonders Karl Syring 1952-60. Nun wurde Jakob Müller selbst Bürgermeister. In seine Amtszeit fiel die Tausendjahrfeier 1965, gleichzeitig 20. Weinfest, die mit einem Riesenzelt alles bisher Dagewesene in den Schatten stellte.
In der Festschrift hatte Oskar Breß die in mühsamer Kleinarbeit zusammengetragene Ortschronik niedergelegt. Duttweiler wurde zur "Pforte der Deutschen Weinstraße" erklärt und ein Postsonderstempel "1000 Jahre Weinort Duttweiler" sowie Jubiläumsweinetiketten wurden beschafft.
Nach diesem Großereignis erklärte Jakob Müller aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt als Vorsitzender des Verkehrsvereins und dieser konnte keinen Nachfolger finden, der bereit gewesen wäre, die Gestaltung des Festes in die Hand zu nehmen und löste sich auf. Um den Fortbestand des in 20 Jahren zur Tradition gewordenen Weinfestes nicht zu gefährden, beschloß die Gemeindevertretung, nun selbst tätig zu werden und beauftragte ihr Mitglied Ludwig Hörner mit der Durchführung. Da man künftig die Jahr für Jahr gestiegenen Unkosten für den Festzeltaufbau einsparen wollte und da ferner im Dorf kein Raum mehr für Gemeinschaftsveranstaltungen verfügbar war, entschloß man sich 1966 zum Bau einer Festhalle, die, nicht zuletzt durch tatkräftige Eigenleistungen in kürzester Frist im Rohbau fertiggestellt war und das 21. Weinfest aufnehmen konnte, wenn auch noch ohne Fußboden, Türen und Fenster. Nun hatte das "Weinfest der Freundschaft" eine feste Bleibe und auch seinen festen Platz im pfälzischen Veranstaltungskalender. Ludwig Hörner, 1969 zum Bürgermeister gewählt, zeichnete verantwortlich, insbesonders auch für das 25-jährige Jubiläum am ersten Augustwochenende 1970 mit Regierungspräsident Hans Keller als Schirmherrn und Ehrengast.
Wie alles auf der Welt so änderte sich im Lauf der Jahre auch die Art und Weise, Weinfeste zu feiern. man wollte nicht mehr unterhalten werden - das tat zu Hause zur Genüge das Fernsehen - man wollte sich selbst unterhalten; "urig" und "rustikal" war jetzt "in" und man saß gern auf harten Bänken in Höfen und Kelterhäusern. Dem Zug der Zeit folgend, erhielt das "Weinfest der Freundschaft" 1975 den Zusatz "Tage der offenen Keller". In einer Anzahl von Winzerhöfen boten und bieten Winzer und Vereine ihr Bestes an Spezialitäten aus Pfälzer Küche und Keller. Der Besucherstrom, der sich Jahr für Jahr durch die Dorfstraße bewegt, gibt der von Ortsvorsteher Helmut Dörr in die Wege geleiteten Umwandlung recht (Ortsvorsteher weil wir seit 1974 Teil der Stadt Neustadt an der Weinstraße sind). Drei Winzerhöfe und der Landfrauenverein haben seither an allen Weinfesten ihre Pforten geöffnet und damit Ausdauer und Einsatzbereitschaft bewiesen.
Im Jubiläumsjahr der Deutschen Weinstraße hat nun auch Duttweiler sein kleines Jubiläum, da 40. äWeinfest der Freundschaft". An dieser Stelle sei all denen, die in diesen Jahren zur Erhaltung und zum Gelingen unseres Festes beigetragen haben, ob als Organisatoren, Weinprinzessinnen, als "Zäpfler" oder Helfer, der Dank des ganzen Dorfes abgestattet. Möge es der neuen Ortsverwaltung und ihren Nachfolgern gelingen auch in Zukunft dem "Weinfest der Freundschaft" seinen Platz im Reigen der Feste unserer Heimat zu sichern, zum Wohle unseres Dorfes und zu Ehren seines edelsten Erzeugnisses.
Robert Bossert

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