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Weinort Duttweiler - Bildband über Duttweiler
Duttweilers Wurzeln
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Als der von 1960 bis 1969 amtierende Bürgermeister Jakob Müller erfuhr, daß seine Gemeinde in einer Besitzurkunde des Klosters Weißenburg aus dem Jahre 965 erstmals Erwähnung gefunden hatte, war in seinem Kopf der Gedanke an eine Tausendjahrfeier und Festschrift geboren. Er beauftrage das historisch interessierte, langjährige Ratsmitglied Oskar Bress, weitere Nachforschungen über die Geschichte des Dorfes anzustellen, was auch in mühseliger Kleinarbeit gelang. Auf seinen Erkenntnissen aufbauend wird nachfolgend die Entwicklung in gekürzter Form dargestellt.

Nach Professor. Christmann hat ein Franke mit dem Namen Dudo das Dorf gegründet und ihm seinen Namen "Weiler des Dudo" gegeben. Aus Gräberfunden aus der Römerzeit ist jedoch auf eine viel frühere Besiedlung zu schließen.

Der Besitz des Weißenburger Klosters, 7 l/2 Mansen (= Höfe), ging 977 an das Kloster St. Larnprecht und 1065 durch Schenkung des Kaisers Heinrich IV. an den Bischof von Speyer über. Offensichtlich hat der Duttweiler Wein den Mönchen in Grevenhause (= Lamprecht) gut geschmeckt, denn deren fortwährende Trunkenheit soll der Anlaß für die Aufhebung der Abtei und die Umwandlung in ein Frauenkloster gewesen sein. 1553, kurpfälzisch geworden, überließ es der Pfalzgraf der Universität Heidelberg. 1754 konnte das Gut Jakob Bergdolt für 2300 Gulden käuflich erwerben. Seit damals ist es im Besitz der Familie Bergdolt.

Doch zurück zum Dorf selbst. Lange Zeit gehörte es den Grafen von Hohenfels, später den Herren von Oberstein, die es 1518 an Kurfürst Friedrich V. verkauften. Die Reformationszeit scheint ohne größere Folgen für Duttweiler gewesen zu sein, wurde doch die Kirche von beiden Konfessionen genutzt, bis sie 1706 durch Losentscheid den Katholiken zugesprochen wurde.

1856 und 1860 durch Blitzschläge baufällig geworden wurde die katholische Kirche 1877 neu erbaut.

Die protestantische Kirche entstand 1832, nachdem im 30jährigen Krieg das alte Gotteshaus den Kämpfen zum Opfer gefallen war. Da die Gläubigen von Duttweiler in Altdorf als Gäste vom dortigen Ortsherrn nicht gern gesehen waren, hatte man kurzerhand die Pfarrei Böbingen-Duttweiler gebildet. Im 30jährigen Krieg und den darauffolgenden Erbfolgekriegen war die ganze Pfalz weitgehend entvölkert und die Lücken durch Einwanderer, nicht zuletzt auch aus der Schweiz, wieder geschlossen worden. Ein Dokument von 1770 befaßt sich mit den umstrittenen Holzrechten des kurfürstlichen Duttweiler an den fünften Haingeraitewaldungen der vier bischöflichen Dörfer Maikammer, St. Martin, Kirrweiler und Diedesfeld. Es ist vom Ortsvorstand unterzeichnet, der sich fast aus schließlich aus Männern von heute noch ansässigen Familien wie Huber, Stauder, Zollinger, Amann, Syring und Bress zusammensetzte. Das 18. Jahrhundert war geprägt durch eine ganze Reihe von Kriegen, an seinem Ende durch die Franzosenherrschaft in der Pfalz. Die glückverheißenden Parolen der französischen Revolution von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit waren unter Napoleon ins Gegenteil umgeschlagen, die Pfalz zum Departement Mont Tannere und Tausende von Pfälzern das Opfer der Grande Nation geworden. Als Rheinkreis kam die linksrheinische Pfalz 1846 zu Bayern. Wie die große Auswanderungswilligkeit nach Amerika und Kundgebungen wie die zu Hambach 1832 beweisen, war man hiermit keineswegs zufrieden. Die Menschen wollten weg von der engstirnigen Kleinstaaterei mit ihren ungezählten Herrscherhäusern, hin zu einem liberalen, einigen deutschen Reich. Sie mußten dafür mit Verhaftung und Verfolgung bezahlen.
Die allgemeine Entwicklung nach Bismarcks Reichsgründung 1870/71 als bekannt voraussetzend, wende ich mich nun mehr den lokalen Gegebenheiten zu:

1852 Gründung des Männergesangvereins "Liederkranz"
1884 Beschluß zur Bildung einer Reblaus - Kommission
1890 zwei Nachtwächter ab- und acht Straßenlaternen angeschafft
1896 Gründung der Spar- und Darlehenskasse Duttweiler, später Raiffeisen
1901 Bau des protestantischen Schulhauses mit Spritzenhaus und Wachlokal
1906 elektrisches Licht in Duttweiler; der Strom wurde von einem Oberingenieur Hans im heutigen Haus am Falltor 9 hergestellt
1908-1958 Schmalspur-Lokalbahn von Neustadt nach Speyer (Pfefferminzbähnel)
1928-1929 Bau der Wasserversorgung mit Haßloch
bis 1930 französische Besatzung der Pfalz
1934 als Sensation in der Region bauen sich die Duttweiler ein Freibad
Im zweiten Weltkrieg sind 48 Soldaten aus Duttweiler umgekommen und durch Artilleriebeschuß am 22. März 1945 vier Zivilpersonen in Duttweiler selbst. Am 23.März 1945 rückte die US-Armee im Dorf ein, die im Juli von der französischen Militärregierung als oberste Instanz abgelöst wurde. Diese erlaubte als erste Vereinsbildung die Gründung von Sportvereinen, was 1946 durch Jakob Müller geschah und zur Feier des ersten und weiterer 53 Weinfeste führte.
In den Folgejahren begann dank der Ost-West- Gegensätze und der Gründung der Bundesrepublik Deutschland eine stürmische Aufwärtsentwicklung, die im sogenannten Wirtschaftswunder gipfelte und einen von der Mechanisierung in Landschaft und Weinbau ausgehenden Strukturwandel von ungeahntem Ausmaß zur Folge hatte. Eine "kleine Flurbereinigung" im Ackerland 1959 und der Beginn der Befestigung einer Reihe von Wirtschaftswegen zeugen davon.
Auch die Anschaffung der Ortsrufanlage 1959 ist zu erwähnen. Ebenso der Neubau des Schulhauses und die hart erkämpfte Wiedereinführung der Gemeinschaftsschule 1963 (in der 1945 wieder eingeführten Konfessionsschule hatte eine einzige Lehrkraft bis zu 60 Schüler in acht Klassen zu unterrichten).

1965 war der langwierige Bau der Kanalisation einschließlich Kläranlage beendet.
1966 Bau der Festhalle
1971 Bau der Friedhofshalle
1973 Bau der Festhallengaststätte

Als Folge der stets zunehmenden Bedeutung des Weinbaues und der Selbstvermarktung sah sich die Gemeindeverwaltung in den 50er und 60er Jahren veranlaßt, nach Partnerschaften Umschau zu halten und fand in Namensvetter Dudweiler, in Hockenheim und Pfungstadt geeignete Partnerstädte, mit denen wir seitdem freundschaftlich verbunden sind (Weinfest der Freundschaft).

Nachdem die Stadt Neustadt an der Weinstraße bereits acht Ortschaften eingemeindet hatte, blieb für Duttweiler keine andere Möglichkeit als 1974 den gleichen Weg zu gehen, obwohl man sich deren Schattenseiten durchaus bewußt war. Die Zeiten, als man in den Nachbardörfern nicht ganz neidlos von Duttweiler als "Klein-Paris" und von seinen Bürgern als "Stehkragenbauern" sprach, scheinen wohl der Vergangenheit anzugehören.
Trotz des Wandels zum "Ortsteil" sehen die Duttweiler Bürger traditionsbewußt und optimistisch dem nächsten Jahrtausend entgegen. Möge es eine ruhige und zufriedene Zeit werden!

Autor: Robert Bossert, entnommen aus dem Bildband "Weinort Duttweiler"