Die Sonntags-Ausgabe der Rheinpfalz stellt mit dem 2013 Weißburgunder/Chardonnay trocken vom Weingut Bergdolt wieder einen Wein aus vor: Weißburgunder und Chardonnay sind ungleiche Brüder. Der eine gehört zur angesehenen Burgunderfamilie, der andere – Chardonnay – wird zwar oft Burgunder genannt, weil immerhin die berühmten weißen Bourgogne daraus vergoren werden. Er zählt aber nicht wirklich zur Burgunderfamilie, sondern ist als Kreuzung aus Pinot und Gouais Blanc eine Art Stiefbruder. Der Weißburgunder andererseits kann sich auf seine Zugehörigkeit zur Burgunderfamilie nicht allzu viel einbilden, denn im Vergleich zum weltweit verbreiteten Chardonnay bleibt er fast unbeachtet – abgesehen von Deutschland, Österreich und dem Elsass. Man kann auch sagen: Er gehört zu den stark unterschätzten Rebsorten. Denn was die deutschen Winzer teilweise aus Weißburgunder machen, hat Weltklasse. Dem Chardonnay steht er in nichts nach. Ohne Holzeinfluss ausgebaut, sind beide Sorten geschmacklich oft nur schwer zu unterscheiden. Hartnäckig hält sich jedoch das Gerücht, Chardonnay vertrage den Ausbau im Barrique besser. Tatsächlich werden die meisten Weißburgunder ohne Holzeinfluss, die meisten besseren Chardonnay jedoch im Barrique ausgebaut. Den wichtigsten Unterschied macht die Säure, von der der Chardonnay unter gleichen Bedingungen mehr mitbringt. Er wird beim Säureabbau im Barrique weniger „breit“ und gelingt generell in wärmerem Klima besser als der Weißburgunder. Der spielt dagegen in kühlen Regionen oder kühlen Jahren seine Stärken aus. Die Bergdolts in Duttweiler sind Pioniere des hochwertigen Weißburgunder-Ausbaus. Dass sie dieses Metier besonders gut beherrschen, zeigt schon ihr feiner und preiswerter Alltagswein aus 60 Prozent Weißburgunder und 40 Prozent Chardonnay. Mit cremigen Aromanoten von reifer Birne und frischem Hefekuchenteig stellt er sich als typischer Burgunder vor. Für belebende Frische im Mund sind der 2013er Jahrgang und die Chardonnaysäure zuständig.

Pressespiegel Stiefbruder-Cuvée Rheinpfalz, 25. Januar 2015