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11. Juni 2010
Das Kreuz mit dem Kreuz
| Katholische Kirche | Sitzung Ortsbeirat |
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Rheinpfalz-Artikel über die "Kreuz"-Affäre

Die Ortsbeiratssitzung und die Diskussion um das Kreuz nahm die Rheinpfalz zum Anlass, die Geschichte des Kreuzes zu recherchieren und die aktuelle Situation zu beleuchten. Allerdings wird in dem Artikel nur die Sicht der Kirche dargestellt, der Ortsvorsteher wurde nicht um seine Meinung gefragt, auch nicht seine Reaktion auf die Kampfansage "mir henn noch viel Farb".:
Man schrieb das Jahr 1964. In der Volksschule, in der sich heute Ortsverwaltung und Kindergarten befinden, entbrannte Streit zwischen Katholiken und Protestanten um eine symbolträchtige Dekoration. Heute gibt es eine Art Fortsetzung.
Im heute durch Glaswand geteilten Raum, der unter anderem für Proben des Kirchenchors und zu Ortsgemeinderatssitzungen dient, büffelten vor mehr als 40 Jahren Schüler, mit Blick aufs schlichte Holzkreuz. „Das hing dort erst nach hitzigen Debatten", erinnern sich alte Duttweilerer. Es war halt ein Kreuz mit dem Kreuz. Denn wie es die Katholiken wollten, war es den Protestanten nicht recht und umgekehrt. Erst ein Kreuz ohne Corpus Christi akzeptierten schließlich beide Konfessionen.
Nun stand es nach mehr als 40 Jahren stillem Dienst wieder im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Der Raum wurde renoviert, es wurde abgenommen. Da sein Nagel stecken blieb, würde es schon wieder aufgehängt, dachten einige. Doch nichts passierte, und so nahmen sich einige Kirchenchorsänger des Kreuzes an, hängten es wieder auf. Groß sei die Überraschung gewesen, berichtet Jochen Litzka vom Pfarrverwaltungsrat, als es zur nächsten Probe wieder fehlte. Man hängt es erneut auf. Doch es nutzte nichts, denn beim nächsten Mal war es nicht nur abgehängt, sondern auch noch sichtbar im hinteren Teil des Raumes eingeschlossen.
Nun folgte zwar kein Kreuzzug, aber der Kirchenchor schickte einen Künstler ins Rennen, der das schlichte Holzkreuz auf Pappe stilisierte und an eben jene leere Stelle pinnte: „Mol sehe was passiert, mir henn noch viel Farb", habe die Parole gelautet, berichten Zeugen. Mittlerweile war klar: „Der Ortsvorsteher war's." Und wieder war es ein Kreuz mit dem Kreuz. Was für die einen Ausdruck einer jahrhundertealten Kultur, war für die anderen religiöses Symbol, das im öffentlichen Gebäude nichts mehr zu suchen habe, zumal die Wand umdekoriert werden sollte. Sogar im Stadtrat sollte die Eigenmächtigkeit gegen das Gewohnheitsrecht angeprangert werden.
Doch jetzt brachte die Ortsbeiratssitzung den Durchbruch. Das Kreuz wird wieder hängen, wenn auch nicht dort, wo noch sein Nagel steckt, sondern über der Tür. Auch gut.

Pressespiegel
Das Kreuz mit dem Kreuz Die Rheinpfalz, 11. Juni 2010