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25. Juni 2009
Miehe gibt das Zepter ab
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Ende einer Ära: 25 Jahre Bezirksgeschäftsführer des DRK

25 Jahre war Henning Miehe Geschäftsführer des Roten Kreuzes im Bezirk Rheinhessen-Pfalz. Diese Zahl war für den Duttweilerer der richtige Anlass, das Amt abzugeben. Die Rheinpfalz berichtet:
Probleme löst Henning Miehe bisweilen unkonventionell: Er erscheint zum Krisengespräch mit einem Respekt einflößenden Aktenkoffer. Dem entnimmt er allerdings nicht Berge von trockenen Akten und Paragraphen, sondern einen Tropfen guten Pfälzer Weines samt Gläsern. Das fällige Gelächter und der anschließende gemeinsame Genuss reinigen die Atmosphäre. Eine Lösung ist dann meist auch rasch gefunden.
25 Jahre lang hat der gebürtige Lachener den 96.000 Mitglieder zählenden Bezirksverband Rheinhessen-Pfalz im Deutschen Roten Kreuz (DRK) als Geschäftsführer gemanagt - und zwar ehrenamtlich. Die Zusammenarbeit war durch hohe Professionalität gekennzeichnet, bescheinigt der DRK-Bezirksvorsitzende, der Kaiserslauterer Oberbürgermeister Klaus Weichel. Miehe habe sich so gekonnt gekümmert, dass für ihn als Vorsitzenden alles reibungslos gelaufen sei. So reibungslos, dass er sich schon gefragt habe, wozu dann noch ein Vorsitzender gebraucht wird.
Dabei hat sich der heute 68-Jährige um diese Aufgabe nicht gerade gerissen: Eines Nachmittags eröffnete der damalige Neustadter Regierungspräsident und DRK-Bezirkschef Paul Schädler seinem Mitarbeiter: „Sie werden DRK-Bezirksgeschäftsführer." Den zaghaften Einwand Miehes, dass er davon keine Ahnung habe, wischte der Chef vom Tisch. Immerhin gewährte er eine Woche Bedenkzeit. Das war freitags. Doch schon dienstags las Miehe verblüfft in der Rheinpfalz die Meldung, dass das DRK einen neuen Geschäftsführer gewonnen habe, nämlich ihn. „Ich habe Ihre Bedenkzeit verkürzt", antwortete Schädler knapp auf Miehes Nachfrage. Und: „Das wird eine gute Zusammenarbeit."
Mit seinen Bedenken stand Miehe nicht allein: „Ein Mann ohne Rot-Kreuz-Erfahrung im Haifischbecken der hauptamtlichen DRK-Kreisgeschäftsführer", schmunzelt der ehemalige DRK-Landesbereitschaftsleiter Klaus Mühlbeier rückblickend. Doch nach 25 Jahren Geschäftsführer-Dasein sieht „das Haifischbecken ihn nur mit einem weinenden und nicht mit einem lachenden Auge ziehen", versichert Michael Nickolaus, DRK-Geschäftsführer Kaiserslautern-Land. „Es ist ihm gelungen, nicht gefressen zu werden und gleichzeitig Akzente zu setzen", pflichtet ihm Mühlbeier bei.
Gerade die Tatsache, dass er als Außenstehender die Geschäftsführung übernahm, war von Vorteil: „Ich bin da unbefangen rein gegangen", sagt Miehe selbst. „Ich war offen für alle." Ebenso bedeutsam dürfte auch seine mit Herzlichkeit abgefederte Hartnäckigkeit gewesen sein: „Er hatte immer einen Kompromiss in der Tasche, es gab nie Disharmonie", schildert Mühlbeier die monatlichen Treffen auf Bezirksebene. Die wurden übrigens in Miehes Wohnhaus in Neustadt- Duttweiler angesetzt. Dort sorgte Gattin Heide mit ihren anerkannten Kochkünsten dafür, dass Eingeladene die Sitzungen nur ungern versäumten. Denn, so das Arbeitsmotto des DRK-Geschäftsführers: „Ohne Mampf kein Kampf."
Die Einweihung und erst vor kurzem der Kauf der DRK-Bezirksbegegnungsstätte Schneebergerhof im Donnersbergkreis, die Großübung „Helfende Hand" in Wörth oder der erste DRK-Familientag im Holiday Park sind nur einige Ereignisse, die mit Miehes Amtszeit in Verbindung gebracht werden. Als Brückenbauer, als „Strippenzieher mit Super-Verbindungen" habe er dem DRK große Dienste geleistet, so Mühlbeier und Nickolaus. Besaß Miehe doch als langjähriger Bezirksregierungs-Finanzreferent für den Sportstättenbau gute Kontakte zu ungezählten Gemeinden und Vereinen.
Weichel hebt auch den Weitblick und die „Verkäufer-Qualitäten" seines ehemaligen Mitarbeiters bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd hervor. Schon Jahre, bevor er überhaupt ahnte, dass er einmal den Bezirksvorsitz übernehmen sollte, habe ihn Miehe zu einer Übung eingeladen und dort den DRK-Verantwortlichen vorgestellt. Obwohl auch er früher keinerlei Bezug zum DRK hatte, habe ihn der Geschäftsführer „mit der Wirkmächtigkeit seiner Argumente" (dieses Amt hätten schließlich auch die Regierungspräsidenten stets übernommen) und mit seinem „schraubstockartigen Händedruck" dann überzeugt.
Der so gelobte 1,94-Meter-Mann winkt bescheiden ab: „Das Wir-Gefühl ist beim DRK ausgeprägt. Es braucht nur einen, der vorneweg geht." Die Aufgabe des Vorneweg-Marschierens übernimmt ab 1. Juli Udo Eller aus Oppenheim. Miehe hat schon mal das alte Schild mit der Aufschrift „DRK-Bezirksgeschäftsstelle" an seinem Haus abgeschraubt und es seinem Nachfolger überreicht.

Pressespiegel
Mit dem Aktenkoffer ins Haifischbecken gesprungen Die Rheinpfalz, 25. Juni 2009