Duttweiler | A bis Z | Chronik 2003 |

3. Juli 2003
Eine Viertel-Stunde mit St. Lamprecht
| Weingut St. Lamprecht |

Bericht im Mannheimer Morgen anlässlich des Betriebsjubiläums

Der Artikel im Original-Wortlaut:
Das Klostergut in Duttweiler - einer der 100 besten deutschen Weinerzeuger - ist seit 250 Jahren im Besitz der Familie Bergdolt
Der heilige Lampertus hat die bedächtig schlürfende Runde genau im Blick. Wäre er nicht zur Holzfigur erstarrt, kletterte er wohl vom Herrgottswinkel in der Weinprobierstube herab und nippte an einem Gläschen Weißburgunder. Dieser Schutzpatron hält seit langem hier die Wacht und grüßt - sozusagen als Aushängeschild auch auf Flaschenetiketten -, wenn das Klostergut St. Lamprecht im südpfälzischen Duttweiler bei Neustadt auf ein ungewöhnliches Jubiläum anstößt. "250 Jahre, das ist schon eine Seltenheit", freut sich Rainer Bergdolt, der mit der Familie und seinem Bruder Günther in der achten Generation das Weingut bewirtschaftet. Reich prämiert und qualitätsorientiert, zeigt der 24-Hektar-Betrieb Flagge: Seit langem zählt er zu den besten 100 Rebensafterzeugern in der Republik.
Kunden weit über die Pfalz hinaus wissen die meist trocken ausgebauten Promille-Produkte des ausgewiesenen Mitglieds im Verband der Prädikatsweingüter zu schätzen - von der Spitzengastronomie wie der "Traube Tonbach" bis hin zur deutschen Botschaft in Indien. Die einst liebliche Marktstrategie gehört längst der Vergangenheit an. Bergdolt: "Natürlich haben wir auch einige Edelsüße, aber nur, wenn die Natur sie schenkt."
Auch das Rebsorten-Sortiment verlagerte sich Schritt für Schritt. Der Kerner hat nichts mehr zu bestellen, vom Silvaner ist gerade noch ein knapper Hektar übrig geblieben und das "Wagnis Chardonnay" wird ebenfalls nicht weiter vertieft. Bergdolt baut auf die Zukunft und mit acht Hektar auf den Weißburgunder und sieben Hektar auf den König der Weine, den Riesling. 3,5 Hektar sind für die Roten reserviert - allen voran Spätburgunder, Merlot, Dornfelder und St. Laurent. Kirrweiler und Duttweiler Mandelberg reifen auf den fruchtbaren löß- und kalkhaltigen Böden. 1999 kamen neue Flächen in Ruppertsberg und Deidesheim hinzu. Ausschließlich Buntsandstein, wie der Kenner bei den Weinen herausschmeckt.
Wenn der ambitionierte Gutsherr seine "Glanzstücke" ausschenkt - Große Gewächse aus dem Reich des Rieslings und des Weißburgunders, die Flasche ab 16 Euro - dann lässt sich trefflich die Geschichte des Klosterhofs studieren. Und die begann lange vor 1754, als Jakob Bergdolt aus Wachenheim, der als Mennonit einen Weinhandel auf dem Kohlhof in Schifferstadt und später eine Essigfabrik in Grethen bei Bad Dürkheim betrieb, das stattliche Anwesen erwarb.
Anno 977 hatte der Salier Otto von Worms St. Lamprecht als Benediktinerkloster gegründet. Wegen des moralischen Verfalls soll der Bischof von Speyer allerdings einen Riegel vorgeschoben haben. So zogen dort 1244 dann Dominikanerinnen ein. Doch nach der Pest und kriegerischen Wirren im Mittelalter ging es auch im Frauenkonvent geistlich und wirtschaftlich immer mehr bergab. Kurfürst Friedrich II. von der Pfalz löste 1553 das Schwesterndomizil auf und vermachte den Besitz neben fünf weiteren Klöstern der Universität Heidelberg, die zwei Jahrhunderte dort etwas zu bestellen hatte.
Als Erbbeständer kaufte schließlich Jakob Bergdolt 1754 den Klosterhof für 2300 Gulden. Mit der Maßgabe, dass dieser "nicht zerstückelt wird". Damals bestimmte noch eine "gemischte Landwirtschaft" die Erträge. Ein geschnitzter Fassboden von 1779 liefert den Beweis einer beginnenden Weinkultur.
Die halten auch die Nachfahren hoch. Der heute 56-jährige Rainer Bergdolt - sein Bruder Günther ist für den Vertrieb zuständig, eine seiner Töchter studiert Weinbau - hat sich vor allem in Italien und Frankreich umgeschaut, um seinen ganz spezifischen Wissens-Durst zu stillen. "Das war früher. Mehr und mehr wird man sich seiner eigenen Möglichkeiten bewusst", preist der erfolgreiche Winzer die hervorragenden weißen Tropfen in deutschen Landen. "Die bringen so viel Aroma mit." Deswegen plädiert er auch eher bei den Roten für einen Barrique-Ausbau in Holzeichenfässern.
150 000 Flaschen beschert ein Jahrgang im Durchschnitt - dank ""grüner Lese" marktgerecht auf dieses Maß reduziert. Sonimmt es nicht Wunder, dass die "Ausbeute" rasch ausverkauft ist, das meiste ab Hof. Und der könnte geradezu in der Toskana liegen, umrankt von bunten Blumen und Feigenbäumchen, die zum Naschen einladen. Das Anwesen in der Dudostraße 17 steht ohnehin längst unter Denkmalschutz. Wer sein Probierglas auf eine Viertel-Stunde mit ins Freie nimmt und am kleinen Tisch im Schatten den Gedanken nachhängt, wird schon mal von der großen Hausglocke aus den Träumen geschreckt: Kundschaft! Und die soll dem Klostergut auch in Zukunft zum Frommen gereichen. Weitere Informationen
Das Jubiläum feiert das Weingut Bergdolt mit einem Hoffest vom 24. bis 25. Juli sowie vom 30. Juli bis 1. August. Telefon 06327/50 27, Fax 06327/17 84. E-Mail: weingut-bergdolt-st.lamprecht@t-online.de "
Pressespiegel
Eine Viertel-Stunde mit St. Lamprecht Mannheim Morgen, 3. Juli 2004